Du wiegst dich in Sicherheit.
Du schreibst an einem neuen Blogartikel. Die Vögel zwitschern und draußen scheint die Sonne. Deine Espressomaschine summt im Hintergrund.
Was du nicht mitbekommst:
Im Hintergrund versucht jemand einen deiner Blogartikel zu lesen und bekommt nur eine Fehlermeldung angezeigt. Oder verlässt deine Website frustriert wieder, weil deine Ladezeit unter aller Sau ist.
Und das nicht nur einmal, sondern hundert oder sogar tausend Mal (wenn du viel Traffic bekommst).
Jeden Tag.
In diesem Artikel stelle ich dir 12 Todsünden bei WordPress SEO vor, die du unbedingt vermeiden solltest.
1. Keine Weiterleitung von www zu nicht-www (oder umgekehrt)
Schau dir diesen beiden URLs an.
https://www.gradually.ai
https://www.gradually.ai
Was du vielleicht nicht weißt:
Es handelt sich technisch um zwei verschiedene Domains (der Teil der URL, der fett markiert ist) handelt, auf denen man prinzipiell verschiedene Webseiten anzeigen könnte.
Da dies in 99,999% aller Fälle nicht wünschenswert oder sinnvoll ist, solltest du die nicht verwendete Domain auf die andere weiterleiten.
Ein Beispiel, warum das wichtig ist:
Ich habe meinen Blog unter der Domain www.gradually.ai
laufen.
Nun gibt jemand in die Adress-Zeile im Browser www.gradually.ai
ohne www ein. Wenn beide Domains nicht auf denselben Server oder dasselbe Serververzeichnis zeigen, bekommt derjenige entweder eine Fehler-Seite oder eine Dummy-Seite “Hier entsteht eine neue Internet-Präsenz.” angezeigt.
Frustriert verlässt er die Seite wieder und du hast einen Leser verloren.
Der Fehler kann zwei verschiedene Ursachen haben.
- Die A-Records in den DNS-Einträgen für deine Root-Domain (
.www.gradually.ai
) und die www-Subdomain (www.gradually.ai
) zeigen auf zwei verschiedene IP-Adressen. - Die Root-Domain und die www-Subdomain zeigen auf zwei verschiedene Server-Verzeichnisse.
Dies kannst du im Adminstrationsbereich deines Hosters (oder deines separaten Domain-Anbieters) einstellen. Wenn du die entsprechenden Optionen nicht findest, frag einfach deinen Hoster, ob er das für dich einrichtet.
2. Keine Weiterleitung alter Permalinks
Viele Blogs werden von vielen großen Online-Magazinen und anderen Bloggern verlinkt, haben aber irgendwann mal die Permalink-Struktur umgestellt und keine Weiterleitungen eingerichtet.
Das hat erstens zur Folge, dass alle Besucher, die über die alten Links kommen, auf einer 404-Seite landen. Zweitens sorgt das dafür, dass die Link-Power verloren geht, woran die Google-Sichtbarkeit massiv leidet.
Also denk unbedingt daran, wenn du deine Permalink-Struktur umstellst (z. B. von /2017/10/02/beitrag-xyz/
zu /beitrag-xyz/
), die entsprechenden Weiterleitungen in die .htaccess-Datei einzutragen. Helfen kann dabei dieses kleine nützliche Tool von Yoast.
3. Keine Weiterleitung zur neuen Domain
Der letzte und schlimmste Weiterleitungsfehler, ist die fehlende Weiterleitung bei einem Domainwechsel (oft einhergehend mit einem Wechsel des Blog- oder Firmennamens).
Leider Gottes kommt dieser genauso häufig oder vielleicht noch häufiger vor als Weiterleitungsfehler 1. und 2. (denn man ändert selten seine Permalink-Struktur und bei den meisten Hostern ist die Weiterleitung von www zu nicht-www oder umgekehrt schon gegeben).
Schlimm ist dieser aus drei Gründen:
- Über direkte Eingaben im Browser kommen keine Besucher mehr
- Über Verlinkungen kommen keine Besucher mehr
- Deine gesamten Google-Rankings gehen den Bach runter
In manchen Fällen ist der neue Blog selbst nur durch aufwändige Google-Suche auffindbar, was für Leser des Blogs ein Schlag ins Gesicht ist.
Falls du eine eigene Domain hast, lässt sich der Fehler durch Hinzufügen einer Zeile in die .htaccess-Datei im Root-Verzeichnis deiner Domain (bitte die URL im Beispiel durch deine eigene ersetzen!):
redirect 301 / https://www.deineneuedomain.de
Für die Weiterleitung eines Blogspot-Blogs auf einen WordPress-Blog empfehle ich das Plugin Blogger 301 Redirect (das zwar keine echten 301-Weiterleitungen erstellt, aber trotzdem gut funktioniert).
Für die Weiterleitung eines WordPress.com-Blogs muss man die kostenpflichtige Erweiterung Site Redirect für 13 USD im Jahr kaufen. #bessergleichselbsthosten
4. Zugriff für Suchmaschinen gesperrt
Wer WordPress neu installiert oder den eigenen Blog neu aufsetzt und dafür eine Test-Installation unter einer anderen Blog-URL erstellt, setzt oft einen Haken bei “Suchmaschinen davon abhalten, diese Website zu akzeptieren.” (im WordPress-Adminbereich zu finden unter Einstellungen > Lesen > Sichtbarkeit für Suchmaschinen).
Das ist schön und gut. Blöd ist nur, wenn man vergisst, den Haken wieder rauszunehmen unddie eigene Website für Tage oder Wochen nicht in den Google-Suchergebnissen auftaucht.
Das ist mir auch schon einmal passiert und es hat mich an die 3.000 Besucher gekostet, weil mein Blog für eine Woche nicht bei Google gelistet war.
5. Zerschossenes Design (z. B. durch Minify- oder Caching-Plugins)
Was ich auch häufiger sehe, sind Blogs, deren Design durch Minify- oder Caching-Plugins zerschossen ist. Auch mir ist das schon des Öfteren passiert.
Die Ausmaße davon reichen von Sidebars, die nicht neben dem Artikel, sondern darunter angezeigt werden, über kaputte Menüs bis zu Blogs, die gar keinen Inhalt, sondern nur eine weiße Seite anzeigen. Warum das nicht so toll ist, brauche ich wohl niemandem erklären.
Dass das Design zerschossen ist, fällt dabei oft über Tage nicht auf, denn bei vielen Caching- oder Minify-Plugins werden die Änderungen nicht angezeigt, wenn man in WordPress eingeloggt ist.
Beheben kann man entstehende Probleme durch Anpassung der Einstellungen in den Plugins, z. B. durch Ausschluss bestimmter Javascript- oder CSS-Dateien vom Caching bzw. Minifying oder durch Deaktivierung inkompatibler Plugins.
6. Schlechte Core Web Vitals
Die Core Web Vitals sollen dazu dienen, die Nutzererfahrung einer Webseite besser zu bewerten.
Sie werden voraussichtlich ab Mitte Juni 2021 in den Google-Algorithmus integriert und bestehen aus folgenden drei Unterpunkten:
- Largest Contentful Paint (LCP): Misst die “wahrgenommene” Ladezeit einer Webseite
- First Input Delay (FID): Misst die Interaktivität einer Webseite
- Cumulative Layout Shift (CLS): Gibt an, wie sehr sich das Seitenlayout während des Ladens verschiebt.
Als Ranking-Faktor reihen sie sich in diverse bereits bestehende Faktoren zur Bewertung der Seitenerfahrung (Page Experience) ein, wie z. B. die Nutzerfreundlichkeit auf Mobilgeräten oder HTTPS:
Alles, was du zu den Core Web Vitals wissen musst, z. B. wie du sie richtig misst und wie du deine WordPress-Website Schritt für Schritt darauf optimierst, habe ich dir in meinem ultimativen Guide zu den Core Web Vitals zusammengestellt.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen z. B. die Installation eines Caching-Plugins, das Aktivieren von gzip-Kompression, Bildkomprimierung (z. B. mit ImageOptim oder dem EWWW Image Optimizer) und das Deaktivieren unnötige Plugins.
7. Kein HTTPS
HTTPS ist schon seit August 2014 ein Ranking-Faktor. Einer der wenigen, die so offen von Google kommuniziert werden.
Auch in 2021 wird HTTPS für Google noch ein Ranking-Faktor sein, wie die Ankündigung zu den Core Web Vitals gezeigt hat.
Ob es Probleme mit HTTPS auf deiner Website gibt, kannst du seit April 2021 auch mit dem neuen Page Experience Report in der Google Search Console (in der Seiteleiste Verhalten von Seiten) nachgucken:
Es gibt auch noch einen triftigen Grund, um ein SSL-Zertifikat zu nutzen:
Nicht verschlüsselte Website von den meistgenutzten (Desktop-)Browsern Websites gebrandmarkt:
In Firefox z. B. werden Formulare oder Login-Seiten ohne HTTPS als nicht sicher angezeigt:
Für Chrome ist HTTPS der neue Standard. Alle Websites werden ohne HTTPS als nicht sicher angezeigt:
Falls du noch nicht auf HTTPs umgestellt haben solltest, schau dir meinen umfassen Guide dazu an: Wie du WordPress in wenigen einfachen Schritten auf HTTPS umstellen kannst
8. Deine Website ist nicht selbst gehostet
Natürlich geht es deutlich einfacher seinen Blog oder seine Website bei WordPress.com oder Blogger zu erstellen.
Du kannst sofort damit loslegen zu schreiben und brauchst dich nicht vorher über Hosting, WordPress, FTP-Server etc. zu informieren.
Dafür erlebst du später dein blaues Wunder, wenn du ein bisschen mehr mit deinem Blog anstellen willst als nur Blogartikel zu veröffentlichen:
- Du kannst dein Design nicht so anpassen, wie du es gerne hättest
- Du kannst keine eigenen Themes verwenden
- Du kannst keine Plugins installieren und deinen Blog nur bedingt um Funktionen erweitern
- Du kannst an den Server-Einstellungen nichts ändern
- Du kannst nicht per FTP auf deine Dateien zugreifen
- Du bist an eine Plattform gebunden und kannst nicht ohne großen Aufwand den Hoster wechseln
Neben den technischen Einschränkungen kommt dazu, dass manche Blog-Dienste wie z. B. WordPress.com zwar in der Basis-Version kostenlos sind, wenn man aber eine eigene Domain, Extra-Funktionen oder mehr Speicherplatz möchte, zahlt man ordentlich drauf.
Erweiterte SEO-Funktionen und die Entfernung des WordPress.com-Brandings erfordern z. B. die Business-Version, die sage und schreibe 25 € Monat kostet.
Gutes Hosting inkl. Domain bekommt man brandingfrei und mit SEO-Funktionen schon ab 5 € im Monat. Eine Marktübericht und ausführliche Testberichte deutscher Hosting-Anbieter findest du in meinem Webhosting-Vergleich.
Bitte wage den Schritt, selbst zu hosten. Es zahlt sich irgendwann aus. Großes Indianer-Ehrenwort!
9. Nicht auf allen Endgeräten oder Browsern gut lesbar
Es kommt immer seltener vor, dennoch sehe ich sie noch ab und zu: Blogs oder Websites, die nicht für Mobilgeräte optimiert sind, und nur eine Desktop-Version anbieten.
Wenn das auf dich zutrifft, lass bitte alles stehen und liegen und kümmern dich darum, dass dein Blog “responsive” wird (am einfachsten durch ein neues Theme).
Auch, wenn dein Blog schon responsive ist oder eine mobile Version hat, solltest du vorsichtshalber noch einmal auf verschiedenen Smartphones und Tablets testen, ob alles richtig angezeigt wird. Das kannst du in Google Chrome recht einfach über die Entwickler-Konsole machen.
Das Gleiche gilt übrigens nicht für verschiedene Auflösungen und Endgeräte. Dein Blog sollte auch für verschiedene Browser optimiert sein. Ich habe auf meinem MacBook neben Safari immer noch Google Chrome, Opera und Firefox installiert, um zu überprüfen, ob mein Blog auch in anderen Browsern gut aussieht.
10. Keine Backups
Ich mache von restlosen allen Daten, die ich tagtäglich benutze, Back-ups. Dazu zählen nicht nur WordPress-Dateien und -Datenbanken, sondern auch alle Dateien auf dem Rechner und meine E-Mails.
Warum?
Weil ich schon mehrmals Datenbanken zerschossen habe, aus Versehen Dateien gelöscht habe oder mein Rechner abgeraucht ist. Und mitunter habe ich Tage oder sogar einmal eine ganze Woche gebraucht, um alles wiederherzustellen.
Und das kann dir jederzeit auch passieren. WordPress-Websites z. B. werden häufiger gehackt als man denkt. In WordPress 4.7.0 und 4.7.1 zum Beispiel klaffte eine Lücke, durch die es für Angreifer möglich war, Content in Posts einzuschmuggeln. Durch diese Lücke wurden Anfang hunderttausende WordPress-Blogs gehackt.
Ein guter Hoster macht natürlich auch Back-ups für seine Kunden. Er ist laut einem Urteil des LG Duisburg von 2014 auch dazu verpflichtet.
Dass man sich darauf nicht verlassen kann, hat zum Beispiel der Brand zweier Rechenzentren des französischen Hosters OVH im März 2021 gezeigt.
Wie du ein WordPress-Backup erstellst, habe ich dir in diesem Guide ausführlich beschrieben.
11. Schlechter Hoster
Man bekommt ein Hosting-Paket inkl. Domain schon ab 1,00 € im Monat.
Wenn du bei der Auswahl des passenden Hosters aber nur nach dem Preis gehst, zahlst du am Ende drauf. Und das nicht nur durch schlechte Ladezeiten und Verfügbarkeit, sondern auch durch lahmen oder inkomptenten Kundensupport.
Wenn deine Website down ist und dein Hoster mehr als eine Stunde braucht, um das Problem in den Griff zu bekommen oder zumindest auf deine Anfrage zu reagieren, dann solltest du gleich den Hoster wechseln. Glaub mir, es erspart dir viel Stress, wenn du weißt, dass du dich im Ernstfall auf deinen Hoster verlassen kannst.
Generell rate ich von Massenhostern, wie Strato, 1 & 1, DomainFactory oder One.com ab. Zu den Hostern, die ich bedingungslos empfehlen kann und bei denen ich selbst (mitunter seit Jahren) Kunde bin, zählen:
Eine Marktübersicht und ausführliche Testberichte deutscher Hosting-Anbieter findest du in meinem Webhosting-Vergleich.
Managed WordPress-Hoster, die mehr Komfortfunktionen bieten und dir administrative Aufgaben rund um WordPress abnehmen, findest du in meinem WordPress-Hosting-Vergleich.
12. Kein SEO für Bilder
Einen Fehler, auf den ich auch noch kurz eingehen möchte, sind unoptimierte Bilder.
Ich habe den Punkt bereits im Abschnitt “Lange Ladezeiten” angeschnitten, allerdings reicht die Optimierung von Bildern noch weiter.
Nicht nur sollten Bilder so weit es geht komprimiert werden (natürlich, ohne dass die Qualität darunter leidet) und in der richtigen Skalierung bereitgestellt werden, sondern auch suchmaschinenoptimiert werden.
Dazu zählt erstens einen beschreibenden Dateinamen (möglichst mit Keyword) für das Bild zu wählen, also nicht 979298jk.jpg sondern der-beste-wanderrucksack.jpg. Zweitens solltest du alt
-Tag und den title
-Tag deiner Bilder füllen und darin das Bild so gut wie möglich beschreiben.
Das sorgt erstens für bessere Platzierungen deiner Bilder in der Google-Bildersuche und zweitens auch für bessere Rankings deiner Seiten und Blogartikel.
Darüber hinaus sorgt es dafür, dass auch blinde Personen vom Inhalt deiner Bilder profitieren können, da diese oft Screen-Reader benutzen, die den Dateinamen oder alt
-Tags vorlesen. Stichwort: Barriere-Freiheit!